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1. Das Deutsche Reich - S. 48

1905 - Berlin : Mittler
— 48 b) Das Ruhr ko hl en gebiet am rechten Ufer der Ruhr erstreckt sich von Dortmund bis Mühlheim a. d. R. und ent- hält die umfangreichsten Steinkohlenlager Deutschlands.*) In 250 Gruben sind über 100 000 Arbeiter beschäftigt, die jährlich 26 bis 30 Mill. Tonnen Kohlen fördern; sie werden besonders in drei Mulden gewonnen. (Essener, Bochumer und Hördener.) 2. Bergbau auf Erze. Auch die Erzgewinnung hat an mehreren Stellen bedeutsame Bergwerksbezirke entstehen lassen. So an der Lahn und im sogenannten Siegerlande. a) An der Lahn. Der Reichtum ' an Eisenerzen, deren Lagerstätte sich hauptsächlich nördlich des Mittellaufes der Lahn zwischen den Städten Gießen und Dietz befindet, ist so enorm, daß dieses Gebiet zu den erzreichsten Landschaften der Erde gehört. b) Im Siegerland, an der oberen Sieg gelegen, wird ebenfalls, neben Kupfererzen, Zinkblende und Bleiglanz, in großen Mengen Eisenerz gewonnen. c) Auch an verschiedenen anderen Stellen des rheinisch- westfälischen Bergbaugebietes, nämlich im Steinkohlengebirge selbst, an der oberen Ruhr und an der Lenne, im sogenannten Siiderland, trifft man auf reiche Erzlager (besonders Galmei), sodann Eisen- und Zinkerze an der oberen Roer bei Stolberg, Aachen, Eschweiler. Sie haben zur Entfaltung einer groß- artigen Metallindustrie in diesen Gegenden die Veranlassung gegeben. d) Von mehr oder minder großem wirtschaftlichen Werte sind ferner die Achatbrüche bei Oberstein an der Nahe, die Schieferbrüche bei Kaub, die Steinbrüche (Kalk, Lava, Traß [Niedermending], Basalt usw.) im Südosten der Eifel und endlich die großen Tonlager im Südwesten des Westerwaldes, im sogenannten Kannebäcker Lande. e) Heilquellen. Zu der großen Fülle der Bodenschätze gesellt sich noch der Reichtum an Heilquellen, die für viele Bewohner, besonders im Taunus, von hoher wirtschaftlicher Bedeutung sind. Das besuchteste Bad im Taunus ist Wiesbaden mit 28 Quellen und etwa 80 000 Badegästen. *) Nach den neuesten Untersuchungen soll das Kohlengebirge Ober- schlesiens das mächtigste nicht nur in Deutschland, sondern sogar in ganz Europa sein. Jedenfalls wird das Ruhrkohlengebirge z. Zt. am meisten ausgebeutet (Partsch).

2. Das Deutsche Reich - S. 55

1905 - Berlin : Mittler
55 — Neben dem Bodenbau spielen unter den Erwerbsquellen b) die Viehzucht (besonders im Schwalmgrund) und c) die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. An Bodenschätzen ist die Landschaft arm. Außer Stahl- und Salzquellen (Oeynhausen, Lippspringe, Pyrmont) kommen nur noch die Stein- und Braunkohlenlager des Deister in Betracht. In den Steinkohlenbergwerken desselben sind etwa 2200 Arbeiter beschäftigt, die jährlich über Mill. Tonnen fördern. Sie sind für die Entwicklung der hannoverschen In- dustrie nicht ohne Bedeutung gewesen. Aber an Sand- und Kalksteinbrüchen ist der Deister reich; in ihnen finden rund 2000 Arbeiter Beschäftigung. Welche Stellung nimmt die Berglandschaft als Stätte des Gewerbes, des Handels und Verkehrs ein? a) Gewerbe. Infolge des Mangels an größeren Rohstoff - mengen wird die Industrie meist nur als Heimindustrie betrieben. Den wichtigsten Zweig der Heimindustrie bildet das Leinwand- gewerbe, und zwar in den Bezirken Fulda, Hersfeld und Kassel. In Bielefeld (62000), Herford und Umgegend hat die Leinenindustrie heute große wirtschaftliche Bedeutung; sie wird fast nur als Großindustrie betrieben. Daher sind in neuerer Zeit großartige Flachsspinnereien, Leinwand- und Damast- webereien und im Zusammenhange damit auch Bleich- anstalten und Wäschefabriken entstanden. Selbst die Seiden-, Samt- und Plüschweberei hat größeren Umfang angenommen. Auch die Eisenindustrie Bielefelds ist von großer Be- deutung; sie liefert Nähmaschinen, Fahrräder, Dampfmaschinen und Dampfkessel, was auf das Vorhandensein der nahen (wenn auch geringeren) Steinkohlen- und Eisenlager zurückzuführen ist. Die einzige Großstadt und gleichzeitig die gewerbreichste Stadt ist Kassel (106 000). Besonders großartig hat sich hierselbst die Eisenindustrie, nämlich Gießerei, Lokomo- tiven- und Maschinenbau entwickelt. Bekannt ist die große Maschinenfabrik von Henschel & Sohn. Daneben blühen Piano- forte-, Gold- und Silberwaren-, Porzellan- und Tonwaren- fabrikation. Auch als Eisenbahnknotenpunkt ist Kassel merkens- wert, da es in der Mitte der beiden Berglandschaften gelegen ist.

3. Das Deutsche Reich - S. 113

1905 - Berlin : Mittler
— 113 kohlen aus dem deutschen Zollgebiete statt. Bedeutend ist die Einfuhr aus Böhmen. c) Erzgewinnung. Die wichtigsten Erze, die in Deutsch- land gewonnen werden, sind Eisen-, Zink-, Blei- und Kupfer- erze. Die Gewinnung von Silbererzen ist gegen frühere Jahrhunderte bedeutend zurückgegangen. Golderze sind in Deutschland zwar sehr verbreitet, kommen aber überall nur in so geringen Mengen vor, daß eine Gewinnung nicht lohnend ist. Es werden sonst noch Zinn-, Quecksilber-, Antimon-, Wismut-, Arsen-, Kobalt- und Nickelerze in Deutschland ge- funden, doch erlangt der Bergbau auf diese keine größere Bedeutung. Eisenerze. Der Bergbau auf Eisenerze war schon den alten Kultur- völkern (Ägyptern, Phöniziern, Juden, Griechen, Körnern) bekannt. Im frühen Mittelalter herrschte in dem eisenreichen Jura, der Schweiz, in Tirol, Steiermark, Böhmen und anderen Nachbarländern Deutschlands ein reger Bergbau auf Eisenerze. In Deutschland selbst ist er im späteren Mittelalter zu größerer Bedeutung gelangt. Zur vollsten Entfaltung brachte ihn aber erst das 19. Jahrhundert mit seinen gewaltigen Fortschritten auf technischem und kommerziellem Gebiete. Die für die deutsche Eisenproduktion in Betracht kom- menden Minerale sind in erster Linie Rot-, Braun- und Spateisenstein. Die wichtigsten Eisenerzlager sind folgende: 1. Das Lager des Siegerlandes, das sich aus dem Kreise Siegen und dem nordwestlichen Teile des Westerwaldes zu- sammensetzt. Der Bergbau dieses Gebietes war schon im Mittelalter von Bedeutung. In früherer Zeit gestattete der Holzreichtum der Gegend die Verhüttung der Erze an Ort und Stelle. Heute wird ein großer Teil des berühmten »Sieger- länder Spat« (Spateisenstein) im Ruhrgebiet verhüttet. 2. Die Eisenerzlager der Lahn und Dill im Regierungs- bezirk Wiesbaden und im Kreise Wetzlar hefern hauptsächlich Roteisensteine in reicher Menge und von guter Qualität. Sie finden zwecks Verhüttung eine willige Abnahme im Ruhr-, Saar- und Lütticher Gebiet. 3. Das Lothringer Eisenerzlager ist erst in neuerer Zeit zu hoher Bedeutung gelangt. Seine Ergiebigkeit ist so groß, daß fast die Hälfte aller in Deutschland gewonnenen Eisenerze von ihm herrührt. Eigentümlich ist diesem Lager, daß die der Juraformation angehörenden Erze (Brauneisensteine) in Körnchen von Stecknadelkopfgröße (Minetten) auftreten. Auf Grund von Berechnungen ist der Reichtum dieses Bezirkes, Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 8

4. Das Deutsche Reich - S. 114

1905 - Berlin : Mittler
114 zu dem auch Luxemburg gehört, so groß, daß sein Vorrat bei reichlicher Förderung angeblich 700 Jahre reichen soll. Die Nähe der Saarkohle, die ohne allzu hohe Transportkosten herbeigeschafft werden kann, erhöht den Wert dieses Lagers. 4. Das oberschlesische Eisenerzlager steht mit seinen in der Gegend von Tarnowitz und Beuthen gefundenen Braun- eisensteinen den oben genannten Lagern bedeutend nach, da die Eisensteine von sehr schwankendem Eisengehalte sind und der Verhüttung nicht unbedeutende Schwierigkeit bereiten. Immerhin ist der oberschlesische Eisenbergbau von Wichtig- keit, und es ist für seine Rentabilität von Belang, daß die Erze innerhalb des Kohlenreviers vorkommen. Zink-, Blei- und Silbererze. Die für die Gewinnung von Zink, Blei und Silber in Betracht kommenden Erze, wie Zink- blende und Bleiglanz, kommen meist in Gesellschaft vor. Als Hauptfundstätten dieser Erze sind zu merken : 1. Oberschlesien, das für die Zinkgewinnung Deutschlands der wichtigste Bezirk ist; auch die Bleiproduktion ist hier bedeutend. 2. Das rheinische Schiefergebirge, wo sich Zinkgruben bei Aachen, Iserlohn und Brilon, Bleigruben in der nördlichen Eifel und in den Regierungsbezirken Aachen und Wiesbaden finden. 3. Der Oberharz, der in den Gegenden von Klaustal und Zellerfeld Bleiglanz und Zinkblende liefert. 4. Die Gegend von Freiberg in Sachsen liefert sowohl Blei- als Zinkerze. Dieses Gebiet sowie der Oberharz (Klaus- tal), der Mansfelder Bezirk und das rheinische Schiefergebirge (Bezirke Aachen und Wiesbaden) sind die wichtigsten Fund- stätten für Silber. Die Förderung an Zink-, Blei- und Silbererzen betrug im Jahre 1901: Zinkerze . . . .647 500 t im Werte von 21,5 Mill. Bleierze .... 153 300 t „ „ „ 14,1 „ Silber-und Golderze 11 600 t „ „ „ 1,6 „ In seiner Zinkproduktion steht Deutschland an der Spitze aller Länder. Trotzdem findet eine nicht unbeträchtliche Einfuhr an Zinkerzen statt. 1902 betrug dieselbe rund 61 000 Tonnen im Werte von 5,3 Mill. Mark. Österreich-Ungarn und die Vereinigten Staaten waren daran in erster Linie beteiligt. Dieser Einfuhr stand eine Ausfuhr von 47 000 Tonnen im

5. Das Deutsche Reich - S. 119

1905 - Berlin : Mittler
119 1. Metallindustrie. a) Die Großeisenindustrie Deutschlands hat in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung genommen und be- schäftigt in zahlreichen Großbetrieben viele tausend Menschen. Ihr fällt die Aufgabe zu, die teils im Inlande gewonnenen, teils aus dem Auslande bezogenen Eisenerze zu verhütten und das erzeugte Roheisen zu Eisenbahnmaterial aller Art, zu Röhren, Gußwaren, Geschützen, Panzerplatten und anderen Dingen, zu verarbeiten. Die Hauptgebiete der Großeisenindustrie fallen mit den Bergwerksbezirken des Rheinlandes, West- falens, Lothringens, des Königreichs Sachsen und Ober- schlesiens zusammen. Vereinzelt hegende Großbetriebe findet man in Hannover, Thüringen, Bayern und Württemberg. Die erzeugten Fabrikate decken nicht nur den Inland- bedarf, sondern spielen auch im Ausfuhrhandel Deutschlands eine wichtige Rolle. b) Die Kleineisenindustrie, welche Stahlwaren mannig- fachster Art (Waffen, Sensen, Draht, Nadeln, Haken, Ketten usw.) herstellt, ist besonders im rheinisch-westfälischen Industrie- bezirk hoch entwickelt. Berühmt sind Solinger Schneidewaren (Messer, Säbelklingen), die Feilen Remscheids, die unzähligen, kleinen Stahlwaren von Altena, Hagen, Iserlohn und Aachen. Die Gewehrfabrikation ist bedeutend in Solingen, außerdem in Suhl, Sömmerda, Erfurt und Spandau. c) Die Maschinenindustrie hat infolge des gewaltigen Auf- schwungs der deutschen Industrie und ihrer Entwicklung zur Großindustrie eine außerordentliche Erweiterung erfahren. In zahlreichen Städten Deutschlands bildet der Bau von Arbeits- und Kraftmaschinen einen wichtigen Industriezweig. Berlin hat sich den ersten Platz auf diesem Gebiete erobert; ihm fast ebenbürtig sind Chemnitz, Breslau, Hannover, Kassel, Dortmund und Düsseldorf. Die Anfertigung von wissen- schaftlichen Instrumenten und Apparaten wird besonders in Berlin, Jena und München betrieben; doch auch Dresden, Hamburg, Köln und viele andere Städte ragen auf diesem Gebiete hervor. Rathenow ist durch seine optischen Instrumente, Glas- hütte im Königreich Sachsen durch seine vorzüglichen Taschen- uhren, der Schwarzwald durch seine Wanduhren und neuerdings auch durch seine mechanischen Musikwerke bekannt. In den Erzeugnissen der Maschinenindustrie findet

6. Das Deutsche Reich - S. 121

1905 - Berlin : Mittler
121 Deutschland Bedeutendes geleistet, besonders von den Städten Berlin, München, Nürnberg, Iserlohn, Leipzig und Dresden. 2. Textilindustrie. a) Wollindustrie. Das deutsche Wollgewerbe hatte schon im 13. Jahrhundert eine ge- wisse Selbständigkeit erlangt. Damals kam, ebenso wie es heute noch der Fall ist, die Schafwolle als Rohprodukt für die Wollverarbeitung in erster Linie in Betracht. Kaschmir-, Angora-, Alpaka- imd Lamawolle, wenn auch nicht ohne Bedeutung, treten der Schafwolle gegenüber in den Hintergrund. Im Gegensatz zu früherer Zeit muß heute die Wollindustrie ihren Bedarf, der sich jährlich auf etwa 180 bis 200 Mill. Kilo beläuft, zum größeren Teile im Auslande decken. Viele Millionen gehen in jedem Jahre für Schafwolle nach Australien, Süd- amerika und Südafrika. Ehe die Wolle zur Herstellung eines Yerbrauchsartikels ver- wendet werden kann, muß sie verschiedenartigen Bearbeitungen unterzogen werden. Es mögen hier nur drei Haupt zweige der Wollindustrie namhaft gemacht werden: die Wollbereitung, die Wollspinnerei und die Wollweberei. Für die Woll- bereitung (Wollwäscherei, -kämmerei) gibt es zahlreiche Be- triebe in Deutschland. Die größten unter ihnen, gleichsam Riesenbetriebe, von denen jeder mehr als 500 Personen be- schäftigt, befinden sich in Döhren (Bezirk Hannover), Harburg, Blumenthal (Bezirk Stade), Delmenhorst (Oldenburg), Mylau (Plauen) und Leipzig. Für Wollspinnerei und Woll- weberei, die meist in enger Verbindung stehen, kommen fol- gende Hauptbezirke in Betracht: 1. der brandenburgisch-niederschlesische, 2. der thüringisch-reußische, 3. der sächsische, 4. der bayerisch-oberfränkische, 5. der rheinisch-bergische, 6. der elsässische. Tuch- und Buckskinfabrikation blühen in Branden- burg (Kottbus, Luckenwalde), Schlesien (Görlitz, Sagan), im Rheinlande (Aachen, Eupen, Düren) und im Königreich Sachsen. Die stärkste und zugleich vielseitigste Wollwaren- erzeugung im Königreich Sachsen weist die Kreishauptmann- schaft Zwickau auf, welche in der Webeindustrie allein über 5000 Betriebe mit 25 000 Personen zählt. Die größten Spinne-

7. Das Deutsche Reich - S. 122

1905 - Berlin : Mittler
122 reien des Bezirks finden sich in Zwickau, Chemnitz, Harthau, Glauchau und Plauen. Greiz, Gera und die elsässischen Industriestädte Kolmar, Mülhausen, Gebweiler und andere sind sowohl für die Weberei wie die Spinnerei von größter Bedeutung. In der Teppich- weberei haben Berlin und Bremen größeren Ruf erlangt. Welche hohe wirtschaftliche Stellung die Wollindustrie im deutschen Erwerbsleben einnimmt, geht am deutlichsten aus ihrem Anteil an der Gesamtausfuhr des Deutschen Reiches hervor. Im Jahre 1902 belief sich die Ausfuhr an Wollwaren auf 267 Mill. Mark und stellte 5,5 °/0 von dem Gesamtwerte der Aus- fuhr dar. Dadurch trat das Wollgewerbe mit seiner Ausfuhr an die Spitze aller Erwerbszweige Deutschlands. An der Aufnahme der deutschen Ausfuhr waren in erster Linie beteiligt: Groß- britannien, die Schweiz, Dänemark, die Niederlande und Schweden. b) Baumwollindustrie. Die deutsche Baumwollindustrie beschäftigt etwa ein Drittel der in der Textilindustrie tätigen Personen. Es werden jährlich für mehr als Sl/2 Milliarden Mark Baumwollfabrikate angefertigt. Dadurch wird nicht nur der sehr bedeutende Inlandbedarf gedeckt, sondern es geht auch ein sehr beträchtlicher Teil ins Ausland. Die Baumwollwaren standen im Jahre 1902 unter den Warengattungen der Ausfuhr an zweiter Stelle und bildeten 5,4 °/0 unserer Gesamtausfuhr. Für die geographische Verbreitung der Baumwollindustrie kommen folgende Hauptbezirke in Betracht: a) der oberelsässische (Mülhausen, Kolmar), b) der württembergische (Reutlingen, Göppingen, Ravensburg), c) der Augsburger (Augsburg und Nachbarorte), d) der thüringisch-sächsische (Chemnitz, Zwickau, Annaberg, Plauen), e) der rheinisch-westfälische (Elberfeld, Barmen, München-Gladbach, Rheydt). Kleinere Bezirke finden sich in der Oberlausitz und in den Provinzen Schlesien, Brandenburg und Sachsen. In seinem Bedarf an Rohbaumwolle ist die deutsche Baumwollindustrie in fast bedenklichem Umfange von den Ver- einigten Staaten abhängig. Ein politischer oder wirtschaftlicher Konflikt mit der Union könnte daher für diesen Industriezweig von unberechenbaren Folgen sein. Im übrigen haben nur noch Ostindien und Ägypten einen größeren Anteil an unserer Ein-

8. Das Deutsche Reich - S. 49

1905 - Berlin : Mittler
49 3. Industrie. Unvergleichlich großartig und mannigfaltig innerhalb der deutschen Gaue hat sich die industrielle Tätigkeit der fleißigen, lebensfrohen und intelligenten Bevölkerung ent- wickelt. 2800 qkm umfaßt das gesamte Industriegebiet, und etwa 3 Mill. Menschen sind daselbst beschäftigt. Der Grund zu diesem ungeheuren Aufschwünge ist zu suchen in der allgemeinen Besiedlungsmöglichkeit des Schiefer- gebirges, dem Reichtum seiner triebkräftigen Gewässer und in der schier unerschöpflichen Fülle an Eisenerzen und Kohlen. Wir betrachten der Reihe nach die Stätten der industriellen Tätigkeit. 1. Rechts des Rheins: a) im Wuppergebiet, b) im Ruhr- gebiet. 2. Am Niederrhein, 3. links des Rheins. Reclits des Rheins. (Sauerland.) a) Das Wuppergebiet ist vor allem Sitz der Baum- woll-, Woll- und Metallwarenerzeugung. Lennep (9000) versendet seine vorzüglichen Tuche bis nach Amerika. Auf mehr als 50 qkm Fläche bilden die beiden Schwesterstädte Elberfeld (156 000) und Barmen (140 000) mit ihren Vororten einen großartigen Webeindustriebezirk. Den Mittelpunkt der Metallwarenfabrikation (Klein- eisenindustrie) bilden Solingen (45 000) und Remscheid (45 000). Während Sohngen das Zentrum der deutschen Schneidewaren- und Waffenerzeugung ist und viele Millio- nen Dutzend Messer, Gabeln, Scheren jährlich nach allen Welt- gegenden versendet, bildet Remscheid den ersten Weltplatz für Schlittschuhe und Velbert mit Umgegend denjenigen für Schlösser. b) Im Gebiete der Ruhr hat sich im Zusammenhange mit der Eisenverhüttung die Großeisenindustrie zu beispiel- loser Großartigkeit entwickelt. Den Glanzpunkt bildet Essen (112 000) mit dem Krupp- schen Etablissement. Das Hauptwerk dieser größten aller Fabrikanlagen der Welt ist die Gußstahlfabrik in Essen selbst mit 26 000 Arbeitern. Viele Hundert Dampfmaschinen, -kessel, -kräne, -hammer, Tausende von Arbeits- und Werkzeugmaschinen, mehr als 30 gewaltige hydraulische Pressen sind hier Tag und Nacht in Tätigkeit und verschlingen täglich durchschnittlich 64000 Zentner oder 320 Eisenbahnwaggons Koks und Kohlen. Das Elek- trizitätswerk der Fabrik speist etwa 900 Bogenlampen, 8000 Glüh- lampen und 200 Elektromotoren. Das normal- und schmalspurige Eisen- bahnnetz hat über 100 km Gleislänge; 50 Lokomotiven und 2000 Wagen dienen daselbst dem Verkehr. Wolff —Pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 4

9. Das Deutsche Reich - S. 50

1905 - Berlin : Mittler
50 — Das Gaswerk steht hinsichtlich seiner Produktion mit München in "Wettbewerb. Außer diesem Riesenwerke sind noch im Besitze der Firma Friedrich Krupp, jetzigen Aktiengesellschaft, das Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg, das Stahlwerk zu Annen in Westfalen, die Germaniawerft in Kiel, ein Schießplatz in Meppen von 17 km Länge, mehr als 500 Eisen- steingruben in Deutschland und Spanien, viele Hochöfenanlagen, Hütten und Zechen. Die Gesamtzahl aller Beamten (4190) und Arbeiter beträgt 49 379.*) Für alle ist durch Arbeiterkolonien mit etwa 5000 Familienwohnungen, durch Konsumanstalten, Kranken-, Alters-, Invaliden- kassen und viele Bildungsanstalten gesorgt. Die Versicherungs- und Kassenbeiträge beliefen sich 1902 auf 3 080 662 M. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Kanonen, Geschosse, Panzer- platten, Schiffs- und Bergwerksbedarfsgegenstände. Andere Hauptsitze der Stahlfabrikation und des Maschinenbaus, der Erzeugung von Wagenachsen, Radreifen, Eisenbahnschienen und Dampfkessel sind: Oberhausen (32000), Mühlheim (auch 70 Gerbereien), Gelsenkirchen, Witten und ganz besonders Bochum (66 000) und Dortmund (142 000) (Exportbrauereien). Außer diesen haben durch ihre zahlreichen Erzeugnisse aus Stahl (Näh- und Stricknadeln), Eisen, Messing (Stecknadeln und Fingerhüte), Zinn, Bronze und Neusilber noch guten Ruf: Iserlohn, Hagen, Lüdenscheid und Altena. Am Niederrliein. Hier sind zu nennen: Bonn (150000) mit Jutespinnereien und -Webereien, Porzellan- und Steingutfabriken. Köln (370000): weltberühmt wegen der Fabrikation seines wohlriechenden Wassers und Schokolade (Stollwerck) ; ferner groß- artige Maschinen-, Glas-, Gummiwaren-, Goldleisten-, Waggon- fabrikation und Bierbrauereien. 6 7 °/0 der Bevölkerung sind in Handel und Industrie tätig. Hauptausgangspunkt der Personendampfer nach Mainz. Düsseldorf (202 000) Baumwoll- und Eisenwaren-, Tabak- und Senffabrikation (großartiger Gemüsebau). Duisburg (86 000) hat in seiner Umgebung großartige Walzwerke, Gießereien, Eisen- und Kupferhütten, Fabriken für Chemikalien (Ultramarin) und feuerfeste Steine. Innerhalb der Stadt blüht die Tabakverarbeitung. Große Flußschiffahrt. Ruhrort (12 000), mit dem größten Binnenhafen des Kontinents (15 km lang), versendet vornehmlich Steinkohlen und vermag weit über 1000 Schiffe zu beherbergen. Im Norden der Stadt liegt das großartige Eisenwerk *) Am 1. April 1904.

10. Das Deutsche Reich - S. 51

1905 - Berlin : Mittler
51 »Phönix«, in dem Eisenbahnschienen, Wagenachsen, Träger hergestellt und 2000 Arbeiter beschäftigt werden. Emmerich (10 000). Tabakhandel und Zigarrenfabrikation. Links des Rheins (in der Ebene). Auch auf der linken Rheinseite hat sich die Industrie großartig entwickelt, und zwar, soweit es sich wenigstens um das verarbeitete Roh- material handelt, völlig unabhängig von den Bodenschätzen. So ist die ganze Gegend um Krefeld und das Gebiet der oberen Niers bis nach Geldern ein einziger gewaltiger Webe- industriebezirk, in dem teils Seiden-, teils Baumwollwaren her- gestellt werden. Den Mittelpunkt bildet Krefeld, die Metropole der deutschen Seidenindustrie. Jetzt bestehen in Krefeld 26 Samt-, 84 Seidenstoffabriken und 10 Etablissements, die Samt und Seide herstellen. Der Gesamtumsatz von Samt- und Seidenstoffen belief sich 1900 auf 82 000 000 M. In engstem Zusammenhange mit der Stofferzeugung steht der Handel mit Rohseide, Chappe, Baumwolle und Wolle. Da die Rohseide ungefäibt zum Verkauf gelangt, ist die Färberei von großer Wichtigkeit. Hierfür bestehen 89 Etablissements. Auch die Erzeugung und der Vertrieb chemischer Produkte sowie der Handel mit Farbhölzern und Farbstoffen blüht. In 31 großen Appreturanstalten werden die Stoffe gedämpft, gepreßt, geschoren, um dem Käufer in möglichst elegantem Aussehen überliefert zu werden. Wohin wandern alle diese Seidenstoffe? Das Absatzgebiet bilden alle Weltteile. An erster Stelle steht das deutsche Gebiet. Zu den größeren Abnehmern gehören England, Skandi- navien, Holland, Frankreich, Italien, Österreich, Rußland und die Ver- einigten Staaten von Nordamerika. An der oberen Niers hegt München-Gladbach (57 000), das Zentrum des rheinischen Baumwollgewerbes,*) auch rheinisches Manchester genannt, zu dem auch noch Rheydt (34) zu zählen ist. Am Nordrande der Eifel. Den wichtigsten Platz daselbst bildet Aachen (einschließ- lich Burtscheid 135 000) mit seiner hervorragenden Tuch-, Papier- und Nähnadelfabrikation. In dem Dreieck Eschweiler (20), Düren (25), Stol- berg (14) blüht vor allem das Großgewerbe, das seine Ent- wicklung dem Aachener Kohlenbecken verdankt. Messing- *) Uber 1/g aller in der Textilindustrie des deutschen Reiches be- schäftigten Personen, nämlich 172 000, waren 1895 allem im Rheinlande tätig; 267 000 in Sachsen, 91 000 in Schlesien, 74 000 in Elsaß-Lothringen. 4*
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